Im ersten Teil des Blockartikels „Angst vor der Geburt“ konntest du lesen, dass es ganz viele verschiedene Ängste vor der Geburt gibt, dass sie sehr verbreitet sind und insbesondere auch, dass die Angst vor der Geburt in vielen Frauen sehr tief verwurzelt ist.
Dennoch ist es möglich, diese Ängste zu lösen und sie hinter dir zu lassen. Warum die Angst während der Geburt nicht gerade dein bester Begleiter ist und wie du ihr begegnen kannst, darum geht es nun in Teil 2.
Warum Angst während der Geburt so schädlich ist
Wie auch schon in meinem Blogartikel Warum eine schmerzfreie Geburt nicht dein Ziel sein sollte erklärt, löst Angst in deinem Körper eine physiologische Reaktion aus. Dabei werden Hormone ausgeschüttet, die deinen Körper in Leistungsbereitschaft versetzen, ihn kampfbereit machen. Dadurch spannen sich auch bestimmte Muskeln an – insbesondere die Muskeln in deinen Armen und Beinen werden aktiviert.
Bei der Geburt bedeutet das insbesondere auch eine schlechtere Durchblutung der Gebärmutter. Die Muskeln der Gebärmutter arbeiten dann nicht mehr harmonisch aufeinander abgestimmt und das wiederum kann starke Schmerzen auslösen.
Der Gynäkologe Grantly Dick Read beschrieb diesen Zusammenhang als einen Kreislauf aus Angst (vor der Geburt), Anspannung (der Muskulatur) und Schmerz (der aus der Muskelspannung entsteht).
Spürst du während der Geburt Schmerzen, die sehr stark werden, dann bekommst du mit hoher Wahrscheinlichkeit noch mehr Angst und dein Körper spannt sich noch mehr an. Womit sich der Kreislauf weiter aufschaukelt.
Umgekehrt funktioniert das aber auch: sinkt die Angst, dann kann sich die Anspannung lösen und die Schmerzen werden weniger. Grantly Dick Read sprach davon, dass Geburt umso leichter wird, je weniger ängstlich die Frau in die Geburt geht.
Wie werde ich die Angst vor der Geburt los?
Also, es wird klar: Angst vor der Geburt ist verbreitet. Es gibt sehr viele Ängste und die Ängste sind auch schädlich für die Geburt.
Was machen wir denn jetzt damit? Wie bekommen wir die Ängste denn los?
Zuerst einmal bekommen wir nichts los, was wir nicht anschauen. Je mehr wir versuchen, etwas „weg zu machen“ indem wir es ignorieren, desto stärker holt es uns ein.
Hast du schon einmal versucht, die Kaffeeflecken auf dem Fußboden weg-zu-ignorieren? Oder die Meinungsverschiedenheiten mit deinem Partner? Je länger du es aussitzt, desto heftiger holt es dich irgendwann ein. Den Kaffeeflecken musst du dich schon aktiv widmen, um sie zu entfernen; ein Gespräch mit deinem Partner ist die einzige Möglichkeit, um euch wieder auf einen gemeinsamen Kurs zu bringen.
Und genau so ist es mit den Ängsten vor der Geburt: Sie wollen angeschaut werden, bevor sie sich verabschieden können. Erkenne sie also an. Gib den Ängsten ihren Raum, spüre, was sie dir sagen wollen.
Die Botschaft der Angst
Wenn deine Angst sich insbesondere um die Gesundheit deines Kindes dreht, dann bist du schon mitten im Mama-Leben angekommen: Willkommen in der ständigen Sorge, dem kleinen wertvollen Menschlein könnte irgendetwas zustoßen! Diese Angst wird dich wahrscheinlich dein Leben lang begleiten. Denn so sind wir Mamas nun einmal: darauf programmiert, den eigenen Nachwuchs zu schützen und zu umsorgen. Und das ist auch gut so!
Deine Sorgen sind ganz natürlich. Mit der Zeit wird es leichter werden, mit ihnen umzugehen und du wirst entdecken, dass dein Schlüssel Vertrauen heißt. Einige Dinge kannst du beeinflussen und dafür dein Bestes geben. Es gibt aber auch einfach Dinge, die liegen nicht in deiner Macht und außerhalb deiner Kontrolle. Und hier bleibt dir nichts anderes übrig, als zu vertrauen. Das Vertrauen darauf, dass alles so kommt, wie es kommen soll.
Und dann gibt es da noch die Sorgen um dich: Schmerzen, Kontrollverlust und wie es dir bei der Geburt ergehen wird. Diese Ängste können sehr überwältigend sein, weil sie teilweise sehr diffus und groß erscheinen können.
Aber genau hier liegt deine Chance: Du darfst die Ängste anschauen, sie einmal ganz genau betrachten und dann erkennen: Sie wollen dich auch nur schützen. Davor, dass dir (wieder) etwas Schlimmes passiert. Toll oder?
Deine Ängste sind nämlich deine Chance, um zu erkennen, dass diese Dinge, die du befürchtest nicht außerhalb deiner Kontrolle liegen. Einen ganz großen Teil von ihnen kannst du beeinflussen. Indem du dich vorbereitest, indem du deine Erlebnisse aufarbeitest, indem du einen konkreten Fahrplan erarbeitest, was du tun kannst.
Hol dir die Kontrolle über deine Geburt zurück
Um in der Schwangerschaft und bei der Geburt Dinge, die du weniger kontrollieren kannst, abzusichern, ist es deine Aufgabe, dich voller Vertrauen in helfende Hände zu begeben. Wo, wie und wer das sein kann, ist deine Aufgabe, für dich herauszufinden.
Das, was du kontrollieren kannst, das solltest du auch kontrollieren. Wie beispielsweise deine Herangehensweise an die Geburt, dein Umgang mit Herausfordernden Situationen bei der Geburt, deinen Geburtsort und deine(n) Geburtsbegleiter/-in, die Verarbeitung der vorangegangenen Erfahrungen und die Lösung deiner Ängste.
Bei diesen Dingen kannst du dir die Kontrolle zurückholen und somit deine Angst vor der Geburt ganz klein werden lassen. Ich begleite dich sehr gern auf diesem Weg!
Erzähl doch mal: Was machst du, wenn du ängstlich bist? Wie gehst du mit deiner Angst um? Ich freue mich auf deine Antwort hier oder unter meinem Post zum Blogartikel bei Instagram!